Ökosystemleistungen: eine wachsende Herausforderung des Digitalen

Dieser Artikel ist zuerst im ‘Digi-blog Magazin’ der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldeigentümer erschienen.

Es ist kein Geheimnis das Wälder mehr Fähigkeiten haben als den Rohstoff Holz zu produzieren und als Jagdgebiet zu dienen. Wälder sind ein Baustein in unserer Biosphäre und leisten einen Beitrag dazu diese zu stabilisieren. Wälder schaffen Luft zum Atmen, und speichern CO2, wodurch sie ein wichtiges Element im Kampf gegen den Klimawandel sind. Sie speichern und reinigen Wasser, und schützen vor Erosion und Flut. Sie bieten einer großen Vielfalt an Arten Lebensraum, eine Heimat, die immer rarer wird und gleichzeitig immer wichtiger, sehen wir doch gerade das sechste große Massensterben der Arten. Nicht zuletzt dienen sie dem Menschen als Erholungsraum, was insbesondere während der Covid-19 Pandemie wiederentdeckt wurde. Diese vielseitigen Leistungen werden bisher nur geringfügig honoriert und spielen deswegen, mit Ausnahme der zwei genannten, eine untergeordnete Rolle. Die vielfachen Funktionen des Waldes führen jedoch bereits jetzt dazu das ein Umdenken stattfindet. Erste Förderprogramme widmen sich dem Thema und versuchen die Sicherung dieser lebenswichtigen Ökosystemleistungen finanziell attraktiver zu machen. Dennoch scheint diese Entwicklung noch nicht dort zu sein, wo sie sein könnte.

Durch die trockenen letzten Jahre haben unsere Wälder gelitten. Die Bäume konnten sich nicht schnell genug an die neuen Klimabedingungen anpassen, viele sind dieser Situation zum Opfer gefallen. Die Situation ist dramatisch, doch gleichzeitig ist sie auch eine Chance. Eine Chance dafür es anders wie bisher zu machen. Forstlich genutzte Flächen müssen im großen Stil wieder aufgeforstet werden. Diese tiefgreifende Veränderung birgt die Chance das Augenmerk bei der Wiederbewaldung und zukünftigen Waldbewirtschaftung auch auf Ökosystemleistungen zu legen.

Die Digitalisierung hat auch vor der Forstwirtschaft und der Klimaanpassung der Wälder nicht haltgemacht, und somit gibt es eine Vielzahl an digitalen Werkzeugen in diesem Feld. Allerdings widmen sich nur wenige dieser Werkzeuge explizit der Stärkung von Ökosystemleistungen bei der Aufforstung, Anpassung und Bewirtschaftung von Wäldern.Wir glauben, weil das Gewinnpotential durch Ökosystemleistungen in ihrer Vielfalt noch begrenzt ist und es somit wenig Anreiz gibt, für die kostspielige Entwicklung und Anschaffung spezialisierter Technologien. Gleichzeitig ist Geld nicht der einzige Antrieb für Waldbesitzer, ganz im Gegenteil, zeigt sich doch, dass nur wenige im Haupterwerb davon Leben aber gleichzeitig eine hohe emotionale Bindung zum Wald besteht. Eine Bindung die, wenn möglich, von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Aber die Unterrepräsentation liegt nicht nur am Gewinnpotential, sondern auch an der Komplexität, die benötigten Daten zu erheben und Entscheidungen aufbauend auf diesen Daten zu fällen. Es ist davon auszugehen, dass die verfügbaren Daten bezüglich der Ökosystemleistungen des Waldes kein komplettes Bild abgeben. Ein Zustand, der auch die Modellierung schwierig macht. Dabei haben Programme wie waldinfo.nrw gezeigt das Modellierungen sinnvoll und anschaulich sein können. Hinzu kommt das Wechselwirkungen zwischen Ökosystemleistungen vielfältig und in Teilen noch unbekannt sind. Dies bedeutet das, selbst wenn eine Modellierung möglich ist, es fraglich bleibt, ob sie auch eine wahrhaftige ist.

Als Forscher der Mensch-Computer-Interaktion sehen wir unsere Rolle darin zu verstehen, wie das System Wald mit seinen vielfältigen Stakeholdern funktioniert und welche Rolle Software dabei spielt. Wir wollen verstehen, wie Entscheidungen für oder gegen Ökosystemleistungen auf Forstflächen entstehen und wie das Management dieser durch Software und andere digitale Anwendungen unterstützt werden kann. Dabei geht es uns darum die Bedarfe von Natur und Mensch zu erheben. Wir fragen uns, welche Rolle digitale Technologien hierbei schon oder möglicherweise spielen, wie sie angewandt werden und welche Auswirkungen sie haben. Noch lässt sich aus unserer Forschung heraus kein finales Plädoyer ableiten, jedoch sehen wir einen wachsenden Bedarf das diesem Thema aufmerksam geschenkt wird, den durch das sich veränderte Klima ändern sich auch die Funktionen der Ökosystemleistungen und damit einhergehend das Management dieser. Wir glauben das eine digitale Unterstützung nützlich ist da Erfahrungswissen in einer sich verändernden Welt nur begrenzt weiterhilft.

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